Im letzten Blogbeitrag sind wir der Frage nachgegangen, was Datengenossenschaften sind. In diesem Beitrag widmen wir uns den Fragen, was die Ziele und Wertschöpfungsszenarien von Datengenossenschaften sein können. Bei der Festlegung der zentralen Zielsetzung einer Datengenossenschaft liegt der Kerngedanke klassischer Genossenschaften zu Grunde, der in dem Zitat von Wilhelm Raiffeisen seinen Ausdruck findet: „Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele…“.
Digitale Transformation gemeinsam gestalten
Die digitale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft stellt insbesondere kleine und mittelständischen Unternehmen (KMU) vor große Herausforderungen. Große, internationale Unternehmen sind in der Lage, großflächig Daten von Objekten oder Nutzern zu sammeln und so neue Dienstleistungen in Form digitaler Services zur Verfügung zu stellen. Es entsteht ein Kreislauf von Datenerhebung und -auswertung, der die Grundlage für neue Geschäftsmodelle darstellt. Mithilfe von Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) können Services zielgerichtet auf Nutzer zugeschnitten werden, um einen noch größeren Nutzen zu stiften. Viele KMU möchten die Wertschöpfungspotenziale digitaler (KI-)Services ebenso nutzen, stoßen dabei aber auf unterschiedliche Probleme:
- Oft verfügen KMU nicht über die notwendigen Fähigkeiten, um Konzepte wie z. B. das Internet der Dinge nutzenstiftend einzusetzen und so mithilfe digitaler Abbilder Daten zu erheben und diese zu nutzen.
- Zum anderen ist ein Mangel an Daten, der KMU die Nutzung von KI-Methoden verwehrt, eine Herausforderung.
An diesen Herausforderungen setzen Datengenossenschaften an. Durch die Schaffung von kooperativen Datenräumen, werden KMU in die Lage versetzt, nicht nur auf eigene sondern auch auf Zustandsdaten über die eigenen Unternehmensgrenzen hinweg zugreifen zu können.
Konkretisierung eines Wertschöpfungsszenarios
Durch das bloße Vorhandensein von Daten ist allerdings noch keine Abhilfe geschaffen. Daten müssen zielgerichtet verarbeitet werden, um geschäftsrelevantes Wissen zu extrahieren. Bei der Gestaltung einer Datengenossenschaft wird daher zunächst ein konkretes Wertschöpfungsszenario spezifiziert, siehe Block 1 „Ziele der Genossenschaft“ in Abbildung 1.
Dabei definieren die Partner ein gemeinsames Szenario, das durch die Fähigkeiten der unterschiedlichen Partner und einem gemeinsamen Datenbestand ermöglicht wird. Neue Wertschöpfungsszenarien setzten sich meist aus mehreren Services zusammen. Diese digitalen Services können der Unterstützung oder Optimierung bestehender Prozesse dienen oder ganz neue Möglichkeiten der digitalen Wertschöpfung ermöglichen.
In einem der Pilotprojekte im produzierenden Umfeld wurde als Wertschöpfungsszenario „Kühlschmierstoff-as-a-Serivce“ definiert, also die Digitalisierung und Optimierung des Gesamt-Versorgungsprozesses mit Kühlschmierstoff. Bisher wurde dieser durch viele Teilprozesse von verschiedenen Partnern auf Basis von periodisch und manuell erhobenen Daten realisiert. Das Wertschöpfungsszenario dieser (in Anbahnung befindlichen) Datengenossenschaft wird zum jetzigen Zeitpunkt durch drei Services realisiert und basiert auf der gezielten Auswertung von Zustandsdaten der beteiligten Objekte. Diese drei Services sind:
- Schaffung von Transparenz zum Zustand des Kühlschmierstoffs,
- Automatisierung des Nachbestellprozesses von Kühlschmierstoff,
- Unterstützung der Meldenachweise an Prüforganisationen.
Durch die Hinzunahme weiterer digitaler Abbilder und mehr Zustandsdaten können im weiteren Verlauf weitere Services im Wertschöpfungsszenario „Kühlschmierstoff-as-a-Serivce“ realisiert werden.